Historic Rallye-Cup Fahrer im Interview / August 2013

 


Seit ein paar Wochen ist die 8. ADAC Rallye Niedersachsen gelaufen und die Teams, um den Historic Rallye-Cup, haben bereits ihre nächsten Rallyes bestritten. Zwischen Alltag und Werkstatt, konnte ich zwei Fahrer aus dem Historic Rallye-Cup für ein kleines Interview gewinnen. In diesem Interview sprechen wir über den Reiz der Historic, Teilnehmerverlauf der Rallye Niedersachsen und natürlich über die schönen Historischen Fahrzeuge.

 

Histroric Rallye-Cup
2001 unter Youngtimer-Rallye-Pokal gegründet und bis heute die Gelegenheit klassischen Fahrzeuge, natürlich im Rahmen des Reglements, ordentlich auszufahren.

Als Interviewpartner aus dem Historic-Cup habe ich nun Frank Meinhardt, Motorsportcoach und Fahrer des Porsche 924. Als zweiten Interviewpartner habe ich Han Edelijn aus den Niederlanden, ebenfalls Fahrer. Er fährt einen gut erhaltenen/restaurierten MGB GT und absolvierte auf der Rallye Niedersachsen seine dritte Rallye. Ich bitte zu entschuldigen, das die Daten unter den, im Interview gefragten, kommenden Rallyes etwas veraltet sind, da das Interview knapp 1-2 Wochen nach der Rallye Niedersachsen dokumentiert wurde und ich bis zum heutigen Tage auf zwei Fahrer gewartet hatte. Leider wurden diese beiden anderen hier nun nicht mit einbezogen.

 

Wie lief die 8te ADAC Rallye Niedersachsen für euch?

Han: Am Anfang lief alles gut. Das Auto hatte keine Probleme. Auf der WP11 hat es plötzlich mit dem rechten Hinterrad Probleme gegeben. Es stellte sich als schleichenden Plattfuß heraus. Trotzdem haben wir sehr viel Spaß gehabt. Diese Rallye ist eine tolle Veranstaltung und wir werden, wenn möglich, diese fest in unserem Rennkalender einplanen.
Frank: Grundsätzlich lief die Niedersachsen-Rallye sehr gut für uns. Und mit einem 6. Rang im Gesamtergebnis bei den historischen Fahrzeugen, waren wir mehr als zufrieden, zumal es für Emilia erst die 2. Rallye überhaupt war. Das gab dann doch den einen und den anderen überraschten Kommentar.

 

Die Wertungsprüfung Ührde 5 wurde ja, aufgrund eines Unfalls und daraus resultierenden Bergungsmaßnahmen, abgebrochen. Wie habt ihr davon erfahren?

Han: Durch eine lange Wartezeit. Aber auch sowas kommt in diesem Sport vor. Das wichtigste ist, das die Teilnehmer (Fahrer und Co), okey sind.
-> (Anmerkung der Redaktion: Die ersten Historic standen schon bei Ührde für die WP6, da die WP5 nur für die anderen Klassen galt.)
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Frank: Wir selber gar nicht. Die WP 5 haben wir nicht gefahren, diesen Rundkurs hatten wir – anders als der Rest der Rallyeteilnehmer – nur einmal im Programm. Deswegen hatten wir weder den Unfall noch den Abbruch der WP mitbekommen.

 

MGB Rallyteam
Han Edleijn & Gerard Nijen Twilhaar vom MGB Rallyteam bei WP6


Die Sichtverhältnisse bei der letzten Wertungsprüfung 13, am Schotterabschnitt, waren ja mehr als schwierig. Durch die Starts im 30 Sekunden Takt, hatte der Staub keine Chance sich zu legen. Jeder ist dort mehr oder minder, blind in eine Staubwand gefahren. Da bekommt der Aufschrieb eine stärkere Bedeutung oder hattet ihr euch die WP Eisdorf gut eingeprägt?

Han: Die WP 13 haben wir, durch den schleichenden Plattfuß, sowieso in einem langsamen Tempo absolviert. Daher war die reduzierte Startzeit und der Staub kein Thema für uns.
Frank: Ja, das stimmt. Der Staub, den das Team manta-quer vor uns aufgewirbelt hatte, war schon gewaltig. Der Dennis Rudolph kann sein Auto auch ganz schön flott bewegen. Wir hatten einerseits einen sehr guten Aufschrieb, andererseits war auf dem Schotterstück klar, dass es nach dem Hochstand in die Kehre rechts geht. Das hatte ich mir sowohl gemerkt, als auch im Aufschrieb stehen. Insofern war das für uns keine sehr große Einschränkung, im Staub zu fahren. Und wir fahren zudem im Gleichmäßigkeitsmodus, da muss ich auch nicht erst auf der letzten Rille bremsen – auch wenn es manchmal den Anschein hat. 😉

 

Wo wir gerade bei dem Thema Aufschriebe sind. Eine gute Zusammenarbeit zwischen Co und dem Fahrer ist bei einer Rallye unerlässlich. Welches Gewicht hat aber das „Gebetsbuch“ in einer Gleichmäßigkeitsprüfung, wo es ja eigentlich darum geht, eine Sollzeit zu fahren.

Han: Für uns ist das wichtigste der Start und das Finish. Wenn wir mal auf das Gaspedal treten, dann nur um Spaß zu haben. Klar dürfen wir dabei natürlich keine unnötigen Risiken eingehen, denn das Fahrzeug muss ohne Schaden wieder zurück nach Hause. 😉 Zwischendurch fahren wir weil wir Spaß haben möchten. Da es erst unsere dritte Rallye war, haben wir in unseren Aufschrieben alles wichtige notiert. Dies kostet natürlich viel Zeit. Wir sind halt noch Anfänger.
Frank: Ich glaube, das ist von Team zu Team unterschiedlich. Grundsätzlich muss man sagen, dass der vorgegebene Maximalschnitt für eine WP 50 km/h nicht überschreiten darf. Damit ist gewährleistet, dass man die Prüfungen theoretisch auch „auf Sicht“ fahren könnte. Ich sage mal bewusst „könnte“, weil gerade für uns der Reiz erst dann entsteht, wenn es perfekt ist. Wenn der Aufschrieb stimmt und präzise vorgelesen wird. Bei der Rallye Niedersachsen gab es einige Ecken, die „auf Sicht“ deutlich langsamer zu fahren wären, als im Aufschrieb. Und ich freue mich auch immer sehr, wenn im Aufschrieb beispielsweise steht: „100 rechts 5+, 50 links 5 cut!“ und ich vorher aber nur Wiese gesehen habe. Dann weiß ich: Geht voll! Da entsteht der Spaß für uns. Und dass unser Aufschrieb ziemlich gut sein muss, zeigt die Tatsache, dass ich auf dem Rundkurs 2 Teilnehmer und auf anderen WPs 3 Teilnehmer überholen konnte. Das ist zwar für den Sieg nicht relevant, aber Spaß macht es trotzdem.

 

Frank Meinhardt und Emilia Szymanis in ihrem Porsche 924 auch WP6

 

Sehen wir einmal die Rallye Niedersachsen als ganzes. Der eine oder andere war schon öfter dabei, aber wie hat euch die Veranstaltung an sich gefallen?

Han: Eine sehr schöne Rallye. Aber an der Kommunikation könnte noch gearbeitet werden. Als „Ausländer“ habe ich nicht immer alles verstanden. Unter dem Strich fahren wir die Rallye, weil wir Spaß haben möchten.
Frank: Wir haben die Niedersachsen zum ersten Mal gefahren. Was ich absolut bemerkenswert fand, war der straff organisierte Zeitplan, der schlussendlich nur mit einer minimalen Verzögerung eingehalten werden konnte.
Die Strecken waren sehr abwechslungsreich, und auch der Rundkurs hat viel Spaß gemacht. Vor allem die vielen Ecken auf den Wirtschaftswegen, die man im Kurveninneren schneiden konnte, haben mir absolut zugesagt. Ich mag so etwas mehr, als die Baken und Strohballen bei anderen Veranstaltungen. Mit diesen Dingern habe ich schon mehr als einmal unliebsame Begegnungen gehabt…

 

Der ADAC Opel Rallye Cup startete in diesem Jahr in seine erste Saison und zieht munter mit den ADAC Rallye Masters mit. Der Cup soll unter anderem auch jungen Talenten die Möglichkeit geben, als Talentschmiede, sich zu beweisen und Erfahrungen zu sammeln. Wie ist eure persönliche Meinung zu diesem Cup?

Han: Da mir der Cup zur Veranstaltung unbekannt war, kann ich keine Meinung dazu Äußern. Aber ich hoffe natürlich, das alle Teilnehmer auch viel Spaß dabei haben.
Frank: Einen Markencup brauchten wir schon sehr lange mal wieder im deutschen Rallyesport. Und nun haben wir gleich 3: Opel Adam Cup, Renault Twingo Trophy und Citroen Trophy. Das spricht für die Menge an aufstrebenden Talenten im Rallyesport bei uns. Dass sich Opel dabei sehr engagiert, finde ich sehr gut. Das tut dem Image der Marke und dem Rallyesport insgesamt sehr gut. Und wer weiß, welcher neue Top-Rallyefahrer am Ende der Saison neue Wege gehen kann?
Ich drücke meinen Favoriten Florian Niegel und dem Team Broschart/Piro die Daumen.

 

Der ADAC Opel Rallye Cup ist seit Anfang des Jahres 2013 ein fester Bestandteil im Rahmen der ADAC Rallye Masters.

 

Nun zu euch. Wie kamt ihr zu dem Historic Rallye-Cup und eurem heutigen Schmuckstück?

Han: Unsere Freund Johan Löwik ist schon seit 3 oder 4 Jahre Mitglied von dieser tollen Truppe. Und für mich persönlich war das ein Möglichkeit auch mit zu machen. Gerard, mein Navigator (Co), hatte auch viel Spass am Aufbau des Rovers. Diesen hatte ich als Scheunenfund gekauft. Zu diesem Zeitpunkt verweilte der MG mindestens 10 Jahre dort. Mit unserer ganzen Truppe haben wir den Wagen wieder auf die Beine geholfen. Gerade Gerard hat sehr sehr viel Zeit und Energie in diesen MG gesteckt.
Frank: Der Historic Rallye Cup hat mich in aller erster Linie in seinen Bann gezogen, durch die sehr unterhaltsame und perfekt recherchierte Berichterstattung auf der Webseite. Darüber hinaus wird man dort als Neuling mit Rat und Tat und allen wichtigen Informationen versorgt. Nachdem ich mich mit dem Reglement und der Baujahrsgrenze befasst hatte, ging ich auf Fahrzeugsuche. Es gab dabei nur noch eine weitere Vorgabe: Das Auto muss Heckantrieb haben, schließlich wollen wir Rallye fahren! 😀
Und dann habe ich den Porsche 924, Stück für Stück, aufgebaut und hoffe, in der kommenden Saison mit einem sehr seltenen, aber homologierten Doppelvergaser-Motor fahren zu können.

 

Worin liegt für euch der Reiz bei diesem Cup Teilzunehmen? Ich meine, warum nicht die Masters oder 200ter?

Han: Das liegt an unserem Auto, da es halt nicht so schnell ist. Dieser ist nur ein Standard MG mit 44 Jahre auf dem Buckel. Der HRC reicht für uns völlig aus.
Frank: Ich bin mir sicher, dass ich nicht schnell genug bin, um vorn bei den Masters und den 200er mitzufahren. Das wäre dort aber schon mein Ziel, denn an Ehrgeiz mangelt es mir dabei nicht. Beim Historic Rallye Cup habe ich immer die Chance, den Fuß vom Gas zu nehmen, und ich kann die vorgegebene Sollzeit im Ziel immer noch erreichen. Darüber hinaus kann ich – was ich sehr gern tue – in engen Ecken auch mal quer daher kommen. Als Bestzeitfahrer wüsste ich: Lass es, das kostet nur Zeit! So kann ich aber immer mal von meinem Heckantrieb Gebrauch machen und für Spaß sorgen und Spaß haben.

 

Wertungsprüfung 13. Startintervalle von 30 Sekunden, lassen dem Staub keine Chance zum Abziehen. Zu sehen ist der Porsche 924 von Frank Meinhardt

 

Was für Vorbereitungen trefft ihr vor der Anreise einer Veranstaltung? Sind Setups bei einer Gleichmäßigkeitveranstaltung überhaupt nötig?

Han: Unser Vorbereitung ist ……… Auto nach laufen, Fahrzeug betanken und Kreditkarte mitbringen, nicht weiter viel.
Frank: Das einzige, was wir an unterschiedlichen Setups haben, sind die Reifen… Das liegt aber weniger am Cup, sondern eher am Auto. Dafür gibt es praktisch keine Rallye-Teile, die ich im Sinne eines Setup umschrauben könnte.
Es wird nach der Rallye gerichtet, was nötig ist, die Startnummern kommen runter, Flüssigkeiten werden gecheckt, Auto wird gewaschen. Und dann geht’s auch schon wieder los.

 

Mich würde noch direkt interessieren, wie bei euch ein Veranstaltungstag aussieht. Läuft alles nach einem bestimmten Plan oder viel lockerer als sich manche Leute das denken?

Han: Am Anfang haben wird gedacht, das wir zwischen den WPs noch Zeit haben, um mit anderen Teilnehmern zu reden. Doch vom Start bis zum Finish sind wir immer sehr beschäftigt. Es ist bestimmt nicht so locker wie manche es so denken.
Frank: Auch das ist von Team zu Team unterschiedlich – und hat nichts mit Gleichmäßigkeitsfahrern zu tun. Da erlebe ich wild durcheinander laufende Teammitglieder auf der Suche nach der Papierabnahme.
Ich selber mag es am liebsten, wenn alles nach Plan läuft. Es gibt so viele Unwägbarkeiten bei einer Rallye, und so viele Momente, bei denen man improvisieren muss, dass ich den Rest lieber strukturiert angehe. Also ich möchte wissen, wann wir aufstehen, ab wann welche WP abzufahren geht, wann das Zeitfenster für die technische Abnahme ist und so weiter.

 

Was war euer komischster Vorfall an der Wertungsprüfung, beziehungsweise bei einem Lauf?

Han: Wir haben die Niedersachsen Rallye als eine schnelle und technische Veranstaltung erlebt. Dabei haben wir unsere „Grenzen“ erweitert und mussten auf den WP´s sehr viel im Auto lachen. Man lernt halt nie aus.
Frank: Wir – beziehungsweise meine Beifahrerin Emilia – hatten einen lustigen Vorfall. In der zweiten Schleife wurde eine Wertungsprüfung bei der Niedersachsen verkürzt, der Start wurde weiter nach hinten verlegt. Um den Weg trotzdem zu finden, haben wir am vorigen Startpunkt unseren Aufschrieb zu Hilfe genommen, und Emilia hat mir wie immer vorgelesen. Ich bin jedoch deutlich langsamer gefahren, als ich es im Wettbewerb tun würde. Das gab ihr die Zeit, auch einmal nach draußen zu sehen – als Beifahrer sieht man sonst immer nur seinen Aufschrieb und das war’s. Wir kommen an eine schöne, lange „Rechts 4+, schneiden“, und ich fahre diese genau so, wie ich sieh vorher auch im Wettbewerb gefahren bin: schneiden eben. Nur dass Emilia plötzlich raus schauen konnte und erschrocken fragte: „Kippt jetzt unser Auto um, weil du auf das Feld fährst?!“ – „Nein, die Kurve bin ich beim letzten Mal genauso gefahren, nur noch schneller!“ – „Gott sei Dank gucke ich sonst nicht aus dem Fenster!“. Sprach’s und las mir weiter den Weg vor.  😀

Bei welcher Rallye seit ihr als nächstes zu sehen?

Han: Wenn alles wie nach unseren Plan läuft, sind wir im letzten Quartal des Jahres in Holland bei der Euregio Rally, wo der HRC im Rahmenprogramm verankert ist, dabei. Vor dem letzten Quartal, werden wir nochmal bei Reckenberg Rally teilnehmen.
Frank:
Der Plan für dieses Jahr sieht die Rallye Main-Kinzig am Wochenende des 26. Juli, die Wartburgrallye vom 9. bis 11. August, die Rallye Reckenberg bei meinen Lieblingsschraubern, den Knöbels, am 21. September und die Rallye Siegerland-Westerwald, meine absolute Lieblingsrallye, weil sie praktisch zu 100% auf Schotter gefahren wird, am 12. Oktober.

 

WP 13 - Han Edelijn und Gerard Nijen in ihrem MGB GT hatte weiter hinten im Starterfeld mit einem schleichenden Plattfuß zu kämpfen. Dafür aber nicht mit Staub.

 

Natürlich habt ihr auch zum Abschluss das letzte Wort für Grüße und Dankworte:

Han: Wir sind noch Anfänger und das erste Jahr ist nur zum lernen da. Wir lernen unseren MG immer besser  kennen und das Team spielt sich auch immer mehr ein. Toll ist auch das wir, mit den HRC, Freunden kennen gelernt haben. Die “Ossie’s” aus der HRC, haben am Finish gestanden und hatten uns wie ‘Helden’ eine Willkommen am Finish Welle gemacht. Das war ein Gänsehautmoment. Wir fühlen uns sehr wohl beim HRC. Und hoffentlich sind wir in der Lage, das noch einzige Jahren mit zu machen. In diesem Sinne, grüße an die HRCler und alle die uns kennen.

 

Einen herzlichen Dank für das Interview und die damit verbundene Zeit geht an Frank und Han aus dem Historic Rallye-Cup. Am Ende dieses Reports, haben wir noch ein paar Links zu den Webseiten der Fahrer und dem HRC bereit gestellt.

Links:
Motorsportcoach, die Webseite von Frank Meinhardt
Historic Rallye-Cup
ADAC Opel Rallye Cup
Unser Report zu der 8. ADAC Rallye Niedersachsen mit Fotolinks