20 Jahre sind Genug – Cavallino nimmt Abschied vom Stoppelfeld Zirkus

 


Im unserem neusten Interview habe ich einen Fahrer und Hobbyschrauber aus der regionalen Stoppelfeldrenn-Szene zu Gast. Ralf Baumgart war seit 20 Jahren ein regelmäßiger Teilnehmer der Stoppelfeldrennen in Wendeburg. Mit seinem Blazer, der nun knapp 11 Jahre hinter sich hat, sorgte er nicht nur für Staunen, sondern auch für viel Ärger. Bevor er sich nun aus dem Stoppelfeld Zirkus zurückzieht, wollten wir ihm die Chance geben, noch einmal einen Rückblick zu wagen und ein paar Sätze zu sagen.

 

Das Stoppelfeldrennen Wendeburg verliert zur nächsten Veranstaltung einen Teilnehmer, der schon seit 20 Jahren teilnahm. Ralf Baumgart feierte beim vergangenen Stoppelfeldrennen sein 20igstes Stoppelfeld Jubiläum. Zugleich gab er nur einem kleinen Umfeld bekannt, das er 2014 nicht mehr antreten wird. Seine ersten Starts absolvierte Ralf, für Freunde und Bekannte aus seinem Umfeld auch als Cavallino bekannt, mit einem umgebauten Ford Capri. Die großen Erfolge blieben leider aus.

 

1994 trat Ralf mit einem umgebauten Ford Capri beim Stoppelfeldrennen Wendeburg an.

Für das Stoppelfeldrennen 2001 hatte Ralf seinen amerikanischen Blazer, welcher bisher ganz normal auf der Straße fuhr, zum Stoppelfeldfahrzeug umgebaut. Aufgrund der Tatsache, das es sich um einen PickUp handelte, waren viele in der Allradklasse, nicht so ganz begeistert. Zumal dieses Fahrzeug größer und bulliger war, als die anderen Fahrzeuge im Feld. 2002 bekam das Fahrzeug sein heutiges aussehen. Natürlich gab es in den Jahren immer wieder leichte Schönheitsreparaturen und Ausbesserungen.

 

Auch dieses Foto stammt aus 1994. Es bleibt nicht das einzige mal, das Ralf von der Strecke geschleppt wurde.

Leider blieb auch mit dem Fahrzeug ein großer Erfolg aus, doch beim Stoppelfeldrennen geht es bekanntlich nur um Spaß am schrauben, mit Freunden klönen, präsentieren und auch das Fahren an sich. Seit dem ersten Tag im Blazer, musste Ralf Kritiken und unzählige Verwarnungen einbüßen. Bis zum letzten Stoppelfeldrennen tat über die Jahre der Blazer eine anständige Arbeit, wo schon andere Teamfahrzeuge schon längst zu einem Würfel verpresst wurden.

 

Ralf sitzt in einem kleineren Wagen einmal zu Probe. Foto aus 2012.

In unserem heutigen Interview sprechen Ralf Baumgart und ich (Sebastian Knorr) über die Anfänge, was das Stoppelfeldrennen aus macht, welche Gründe für den Ausstieg einer 21 Teilnahme Einfluss hatten und auch wie es für ihn weiter gehen wird.

 

Hallo Ralf. Zu erst einmal, danke für das Interview.
Beginnen wir erst einmal mit diesem Jahr. Nachdem ja die Presse dich fotografiert und Interview hatte, wie lief das Wochenende auf der Strecke für dich weiter?

Ralf: Hallo Sebi. Kein Problem, mach ich gern.
Es hatte noch einmal Spass gemacht den
Blazer über´s Feld zu jagen. Aber wir sind beide müde und nicht mehr die jüngsten.

 

Der Blazer in seiner Urform 1999. Bis zum Umbau fuhr dieses Fahrzeug noch im Straßenverkehr.

Du hattest in einem kleinen Umfeld schon am Samstag verlauten lassen, das es deine letzte Teilnahme am Stoppelfeldrennen werden würde. Was waren die Gründe dafür?

Ralf: 20 Jahre sind einfach genug. Ich lasse das Jungvolk dran, die können das auch.

 

Was wird nun mit deinem Gefährt, nach über einem Jahrzehnt der aktiven Teilnahme passieren? Wird der Blazer einen Ehrenplatz bekommen?

Ralf: Behalten werde ich ihn auf jeden Fall. Wenn es sich passt, nehme ich den Blazer mit zu den Oltimertreffen. Zu diesen fahre ich öfters mit meinem Feuerwehrfahrzeug (Opel Blitz).

 

Das letzte mal in Aktion. Cavallino´s Blazer auf den letzten Runden beim Stoppelfeldrennen Wendeburg 2013. 11 Jahre haben kräftige Belssuren hinterlassen.

Gehen wir einmal zu den Anfängen. Was war dein erstes, für das Stoppelfeldrennen, umgebaute Fahrzeug?

Ralf: Angefangen hat es 1994 mit einem Ford Capri 2,3. So einen bin ich auf der Straße gefahren und hatte ein paar davon als Teileträger. Sowas war natürlich sehr kostengünstig.

 

Was war die Motivation 1994 mit einem umgebauten Straßenfahrzeug an den Start zu gehen?

Ralf: Ich habe 1993 einem Kumpel seinen Audi zum Stoppelfeld gebracht und mir das angesehen. Vor Ort dachte ich mir: Warum nicht, das kann ich auch.

 

Knapp 4 Jahre nach dem ersten Einsatz, sah der Ford Capri schon etwas demolierter aus. Foto stammt aus 1998.

Wie entstand eigentlich Cavallino Racing?

Ralf: Zu Anfang war ich allein. Im laufe der Jahre wurden es mehr die mit mir gefahren sind. So entstand Cavallino Racing.


Bereitet man sich auf dieses eine Wochenende irgendwie besonders vor?

Ralf: Eigentlich nicht. Wenn der Winter rum war, ging die Schrauberei los.

 

Nicht selten wurden, nicht nur sein Blazer, die Fahrzeuge im letzten Moment fertig. Hier der Blazer im Sommer 2005 noch bei Wartungsarbeiten.

20 Jahre ist von der Zeit her gesehen, schon eine ordentliche Hausnummer. Was war in all den Jahren dein Antrieb, sich jedes Jahr voll und ganz auf die Reparatur und herrichtung des Fahrzeugs zu kümmern, nur für ein bestimmtes Wochenende?

Ralf: Die letzten 7-8 Jahren waren wir nur zu zweit, das ist im allgemeinen aber nicht viel Arbeit. Mein Blazer wurde nur leicht repariert und optimiert. Mein Antrieb war eigentlich der Spaß, den man mit einem selbst gebauten Fahrzeug hatte.

 

Was waren deine schönsten, als auch schlimmsten Momente bei einem Rennwochenende?

Ralf: Die schönsten Momente waren immer die, wenn ich den kleinen leistungsstarke Wagen ihre grenzen aufgezeigt hatte und mit meinem, fast 2 Tonnen schweren, Blazer an ihnen vorbei ging. Schlimme Momente waren immer die Unfälle, in die ich verwickelt war. Gott sei Dank war nie was ernstes passiert. Blechschäden gehörten aber fast immer dazu.

 

Auch im Service Park des Stoppefeldrennen gab es immer wieder was zu tun. Ralf beim prüfen des Reifendrucks im Service des Stoppelfeldrennen Wendeburg 2012.

Wie denkst du über das Stoppelfeldrennen der heutigen Zeit? Was hat sich in den letzten 20 Jahren deiner Ansicht nach, verändert?

Ralf: Vor 20 Jahren waren wir so um 120 bis 150 Teilnehmer. Jetzt sind es 300, da ist das ganze Wochenende stress pur und das macht mir keinen Spaß mehr.

 

Wie sieht deine Zukunft aus und vor allem die des Cavallino Racing Teams?

Ralf: Ich trete ruhiger, habe einen 15 Monate alten Sohn und ne junge Ehefrau. Wir fahren nun, mit meinem Feuerwehrfahrzeug und Wohnwagen, zu Oldtimertreffen und schauen uns alte HEILE Autos an.

Der Name Cavallino-Racing bleibt, nur das Team ist weg.

 

Das die erwähnte Kombination des Feuerwehrfahzeugs + Blazer passt, beweist dieses Foto von 2011. Auch in den letzten beiden Jahren blieb diese Kombination.

Eine kleine Frage noch, die sicherlich viele interessieren wird. Wie kamst du eigentlich auf den Spitznamen „Cavallino“?

Ralf: 1979 hat mein bester Freund ein Auto gekauft. Im Kofferraum lagen 2 CB Funkgeräte. „Hier hast du eins. Wenn du deinen Führerschein hast, können wie immer quatschen.“ sagte er damals. 1 Jahr später hatte ich nun meinen Führerschein und ein Auto. Alles klar…. CB Funkgerät rein und los ging es. Hatte natürlich null Plan. Mein Kumpel sagte, das ich einen Rufnamen bräuchte. Von mir kam nur ein Hä?! Sein Vorschlag: „Ihr seit doch immer nach Italien zur Stadt CAVALLINO gefahren!? Nenn dich Cavallino! So kam es, das ich mich fast immer Cavallino nannte.

Viele kennen meinen richtigen Namen gar nicht.
Da ich Lastwagen fahre und auf diesem auch „Cavallino“ steht, lernen mich die Leute auch als diesen kennen. Natürlich nur namentlich.

Herzlichen Dank für das Interview Ralf Baumgart. Es folgen nun ein paar Fotos zur Geschichte.


Spätherbst 2001. Die erste Version des Blazers hat seine Feuertaufe bestanden. Ab hier wurde das Fahrzeug weiter aufgebaut.

 

 

In den folgenden Jahren blieb der große Erfolg aus. Wie es meistens bei Rennfahrzeugen so ist, litt auch der Blazer unter vielen kleinen Kinderkrankheiten. 2004 verhinderten gebrochene Radbolzen eine gute Platzierung.

 

 

Das Stoppelfeldrennen Wendeburg 1994. Damals noch mit einer viel kleineren Teilnehmerzahl, als heute.

 

Die Geschichte des Teams, überwiegend durch Fotos festgehalten, kann auf der offiziellen Webseite des Cavallino Racing Teams betrachtet werden. Die Fotos in diesem Beitrag stammen zum Teil aus den Fotoalben der Familie Knorr, sowie mit freundlicher Genehmigung, vom Cavallino Racing Team.